Omi und Angelo 02
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Omi hatte gemerkt daß der Mann, den er gerettet hatte zu sich gekommen war, und das erleichterte ihn, da er dessen Leben wirklich hatte retten können. Aber er war erstaunt über die Augen, die ihn angesehen hatten ... sie waren weiß gewesen, dann lila, und irgendwie seltsam. Aber dann schlossen sich die Augen und der Körper gab wegen der Ohnmacht nach. Jetzt hörte Omi aber Ginzou rufen. „Hier hinter den Schilf !“ antwortete er und es dauerte nur einen Augenblick, dann war Gin da. „Was ist ... oh, mein Gott, das ist Angelo. Was ist passiert ?“ Er kannte den Mann, den Omi gerettet hatte, und hockte sich gleich hin. „Yakuza haben ihn in den Fluß geworfen ... ich hab ihn gerettet. Ich bekomme die Handschellen nicht auf, aber ich hab ihn wieder zum Atmen gebracht.“ Der Kleine war wirklich erleichtert, aber er merkte jetzt, wie sehr er sich angestrengt hatte, und fing an zu zittern. „Gut gemacht, und ich öffne die Handschellen.“ Gin zog Omi aber an sich, denn er war blaß, ausgekühlt und hatte seine ganze Energie verbraucht. „Alles gut ... die Anderen kommen sicher auch gleich.“ Während Gin sprach, holte er das Taschenmesser heraus, nahm die Pinzette und öffnete dann die Handschellen, die viel zu eng angelegt waren. „Was wurde mit ihm gemacht ?“ fragte Omi, denn er sah nun genauer die langen, kleinen Finger und die Haut, die irgendwie seltsam war. „Er ist künstlich verändert worden ... ich erzähle es später.“ erklärte der Weißblonde und blickte auf, weil Deisuke auftauchte. Ryu war wohl bei Cesare geblieben, um ihn zu beschützen.
"Shit, verdammt - das ist doch Angelo !" Deisuke fluchte leise, da auch er den ungewöhnlichen Schwarzhaarigen erkannt hatte und kniete sich hin, um ihn genauer anzusehen. "Diese Schweine ... sie wollten ihn ertränken, nicht wahr ? Der junge Boss hat die besonderen Sklaven vom Alten immer verabscheut, aber das ist wirklich grausam. Großer, du mußt ihn tragen - und ich trage Omi, okay ? Und dann müssen wir zurückfahren und Meister Shagen Bescheid geben."
„Auf jeden Fall und ja, ich trage Angelo.“ Gin hob Angelo auch schon vorsichtig hoch, als Omi sich von ihm gelöst hatte, und sich von Deisuke hochheben ließ. „Danke, ich kann einfach nicht mehr.“ Mit den Worten schmiegte er sich schon an Dei, denn der war schön warm vom Herlaufen. „Also los.“ Ginzou ging zügig los, rannte aber nicht, denn Angelo war auch so verletzt und wohl auch noch geschlagen worden. Er wollte nichts riskieren. „Renn mit Omi schon vor, okay ?“
"Okay." Mehr antworte der Weißhaarige nicht und lief zügig voraus, achtete dabei darauf, vorsichtig zu sein und kam nach wenigen Minuten wieder zu der Lichtung, auf der Cesare und Ryu warteten. "Packt sofort zusammen aber laßt Platz auf einer der Rückbänke. Unser ehemaliger Boss hat Angelo im Fluß ertränken lassen, Omi konnte ihn retten. Gin kommt mit ihm, aber er muß ins Drachenhaus zu Matze ! Und Shagen muß Bescheid bekommen."
„Was ? Dieses Arschloch !“ Ryu war stinksauer und Cesare zögerte nicht und holte gleich die Decken, denn Omi war blaß und hatte blaue Lippen. Ryu fing sich wieder und lud rasch alles ein, während Cesare Omi half, die nasse Kleidung abzulegen, und hüllte ihn in die warme Decke. Er blickte aber auf, als Gin mit dem Schwarzhaarigen ankam und hielt die andere Decke bereit. „Ich rufe Shagen an, wenn wir losfahren. Selbst wenn er zu tun hätte, er würde alles stehen und liegen lassen.“
Deisuke nickte kurz und schloß die Augen, da er sehr mit sich kämpfte, um ruhig zu bleiben. Doch dann hatte er sich gefangen und nahm Ginzou den inzwischen in eine Decke gewickelten Bewußtlosen ab, hielt ihn vorsichtig und wartete, bis seine Freunde alles eingepackt und die Rückbank freigelassen hatten. Erst dann legte er Angelo vorsichtig hinein und schnallte ihn fest, ehe er leise seufzte und zu Omi blickte. "Setzt du dich zu ihm ? Es ist mir lieber, wenn du bei ihm bist und auf ihn aufpaßt. Du bist schmal genug, damit ihr beide Platz habt und deinen Geruch kennt er nun."
„Uhm ... okay, dann setze ich mich zu ihm.“ Omi sagte da natürlich nicht nein und er war froh, wenn er sitzen konnte. Also half Ryu ihm jetzt auch beim Einsteigen und schloß die Tür, um gleich danach mit den Anderen einzusteigen. Cesare saß schon mit auf dem Beifahrersitz und rief Shagen an, aber er sagte nur ganz kurz, was passiert war und legte dann auf, denn so konnten sie alles für die Ankunft vorbereiten. Erst dann schaltete Cesare die Sitzheizung hinten an und blickte kurz zurück zu Ryu und Deisuke. „Shagen weiß grob Bescheid - sie bereiten alles vor, und werden uns gleich in Empfang nehmen.“ Während Cesare sprach, fuhr Gin zügig los und paßte aber auf, weil es bei dem einfachen Weg doch holperte.
Während der Fahrt blickte Deisuke immer wieder zu dem bewußtlosen Lustsklaven, denn er sorgte sich wie alle hier um ihn. Er wußte, daß der junge Yakuzaboss sehr streng und rücksichtslos war ... doch so etwas wie das hier hätte er niemals erwartet. Die eigentlich kurze Heimfahrt kam dem Weißhaarigen wie eine Ewigkeit vor ... doch dann kamen sie endlich am Tor an und wurden sofort durchgelassen, fuhren die Einfahrt hoch und Ginzou hielt direkt am Eingang.
Dort standen schon Shagen und auch Matze, der gleich zum Wagen kam und die Seitentür öffnete. Er sah gleich, daß Omi ebenfalls unterkühlt war auch wenn die Sitzheizung an war, und daß Omi etwas zu Essen brauchte. „Ryu, bringst du Omi in sein Zimmer und dann hol ihm was zu essen. Omi, du wirst nicht zu heiß baden, okay ? Und nur, wenn Ryu dabei ist ... nicht daß dein Kreislauf schlapp macht.“ Omi nickte und hatte sich schon abgeschnallt. Er ließ sich von Ryu auch gleich hochheben und wegbringen. Jetzt war der Schwarzhaarige dran und Matze fühlte erstmal nach dessem Puls, und horchte sein Herz ab. „Okay, sein Puls ist flach, aber sein Herz schlägt ganz gut. Wir bringen ihn gleich in das Krankenzimmer.“ Er hatte schon alles vorbereitet und trat beiseite, damit Gin ihn vorsichtig aus dem Wagen heben konnte. Shagen hatte Angelo gleich betrachtet und natürlich gesehen, was an dessen Händen und der Haut verändert worden war. Es war künstlich gemacht worden und das paßte ihm nicht, denn es war zum Teil einfach grausam, was man Menschen antun konnte. „Ich bin froh, daß der alte Sack gestorben ist ... aber sein Sohn wird auch noch Ärger bekommen, das verspreche ich.“ Denn den Mann so zu töten, war einfach sadistisch.
Als Deisuke nun zum ersten Mal sah, wie kalt Shagen werden konnte, rieselte ein Schauer über seinen Rücken ... doch er hatte keine Angst da er nur zu gut sah, daß es gegen seinen ehemaligen Boss gerichtet war und daß es darum ging, daß Shagen seine Leute schützte und sich um sie kümmerte. Shean knurrte dunkel, als auch er den Bewußtlosen sah, ballte seine Fäuste und entspannte sich nur langsam wieder. "Gehen wir in dein Büro, Shagen - da können wir das erledigen, während Matze seinen Job macht. Dann gehen wir wieder ins Behandlungszimmer, okay ?"
„Auf jeden Fall, das werde ich sofort erledigen.“ Shagen kochte wirklich, wandte sich gleich ab und ging zügig zu seinem Büro, denn er hatte gerade erst nach einem der Ungewöhnlichen gefragt und der Mistkerl hatte ihm gesagt, daß alle verkauft waren. Daß der Mann genau auf seinem Grund und Boden ertränkt werden sollte, reizte den Silberhaarigen noch mehr. Matze beeilte sich derweil, mit Ginzou und Deisuke zum Behandlungszimmer zu kommen ... und Cesare ging zu seinem Zimmer und würde dann nach Omi kucken, denn bei Matze würde er jetzt nur stören. Im Zimmer angekommen, nickte Matze zu dem Bett. „Leg ihn ab und während ich ihn untersuche und versuche warm zu bekommen, erzählt ihr mir etwas mehr über ihn. Er ist ja eindeutig künstlich verändert worden.“ So lange kleine Finger konnte man nicht haben, und mit der Haut war auch einiges gemacht worden.
Während Ginzou ihn vorsichtig auf das Behandlungsbett legte, seufzte Deisuke kurz und nickte dann, während er seine Fäuste ballte. "Angelo war im Endeffekt das Versuchskaninchen des alten Bosses. Dessen Leibarzt hatte einige wirklich abartige Ideen, die er unter der Gunst des alten Bosses verwirklichte - denn die Lustsklaven waren nach den abartigen Wünschen vieler Kunden oder Freunde des alten Bosses verändert worden, und erzielten sehr hohe Preise. Wir haben es nur nebenher erfahren ... die anderen Wächter wisperten nur darüber, da es bei Todesstrafe verboten war, etwas mit einem der Lustsklaven anzufangen oder den Arzt zu kritisieren." Alleine schon die Erinnerung daran sorgte dafür, daß dem Weißhaarigen ein Schauer über den Rücken lief, doch dann faßte er sich und redete weiter, da Matze ja alles wissen mußte. "Ist auch egal. Bei Angelo sollte alles so gemacht werden, daß er ein Schmetterling wird - die Knochen der kleinen Finger wurden immer wieder gebrochen und dann auseinandergezogen, damit sie länger werden. So wie bei Kleinwüchsigen, nur eben hier mit Absicht. Dazu wurde die Haut am Rand des Fingers bis runter zum Ellbogen künstlich gedehnt, denn eigentlich war geplant, den langen Finger dann mit einem Teil der Handwurzelknochen und Sehnen und natürlich der Haut abzutrennen und auf den Schulterblättern wieder festzunähen ... und das so, daß die Haut dann wie ein Schmetterlingsflügel ist, der von den verpflanzten kleinen Fingern gespreizt wird. Klappte nur nicht ganz so, wie gedacht: Das hier ist die maximale Länge, bis knapp zum Ellbogen ... mehr konnte nicht gedehnt werden, da sonst die Sehnen gerissen und die Knochen instabil geworden wären. Also blieben die Finger dran und der Alte hatte trotzdem seinen Schmetterling, wenn Angelo seine Finger wegspreizte. Aber die einfache Hautfarbe genügte ihm nicht - sie haben in die Haut Tätowierfarbe gespritzt, die dann natürlich verlief, aber es wirkt passend. Und dazu haben sie noch etwas wirklich Schlimmes bei ihm gemacht: Der Alte wollte, daß Angelo besondere Augen bekommt. Das tiefe Indigoblau ist zwar schon besonders, aber sie haben ihm weiße Tätowierfarbe in die Augäpfel gespritzt. Doch anders als gedacht, vermischten sich die Schlieren nicht, sondern wabern bei ihm in den Augen ... er sieht so gut wie nur noch nebligweiß und manchmal dunkle Schatten oder Konturen, außer wenn wirklich mal der Zufall dafür sorgt, daß die Schlieren so aus dem Weg sind, daß er für einen Moment wieder sehen kann. Aber der alte Boß liebte seine Augen ... er meinte immer, daß es eine Mischung aus einer Lavalampe und den Farbschlieren einer Murmel wäre. Abartig." Alleine schon der Gedanke an das, was sie dem ehemaligen Italiener angetan hatten machte Deisuke wütend, doch dann seufzte er nur leise. "Er ist wegen all dem sehr empfindlich, sein Immunsystem ist nicht sehr stark ... er erkältet sich immer schnell. Und bei seinen langen Fingern ist es wichtig, daß kein Druck draufkommt, da es ihn schmerzt und sie auch leicht brechen."
„Grausam und kaum zu fassen ... so etwas sollte bestraft werden.“ Matze war wirklich erschüttert, und er wußte nun genug, und wie er mit Angelo umgehen mußte. Er hatte ihn weitgehend warm eingehüllt - aber das würde nicht reichen, denn er war zu unterkühlt. Also setzte er nun doch eine Nadel und holte dann eine Infusion mit aufgewärmter Kochsalzlösung, die ihn gleichmäßig von innen wärmte und ihm auch genug Flüssigkeit gab ... denn er war zwar im Wasser gewesen, aber hatte wohl die letzten Tage zu wenig Essen und Trinken bekommen. „Er hat Glück, daß seine Finger nicht gebrochen sind, so wie sie ihn behandelt haben. Er hat einige starke Prellungen und ich muß ihn, wenn er stabiler ist abtasten, ob noch mehr ist. Aber ich bin sicher, daß er keine inneren Verletzungen hat.“
"Ganz bestimmt nicht - denn dann hätten die anderen Wächter zuviel Mühe aufwenden müssen und er sollte ja nicht an seinen Verletzungen sterben, sondern ertrinken." Deisuke war sichtbar wütend, doch dann seufzte er leise und kam näher, um dem Bewußtlosen eine der kinnlangen Ponysträhnen aus dem Gesicht zu streichen. "Da er ja fast blind ist, verläßt er sich vor allem auf seinen Gehör- und Geruchssinn ... vielleicht sollte Omi später herkommen, denn er hat ihn ja gerettet. Angelo war kurz bei Bewußtsein und hat Omis Geruch und Stimme aufgenommen, das könnte ihm hier Sicherheit geben, da ja alles fremd ist."
„Hmm ... gut, Omi darf herkommen, wenn er sich aufgewärmt und etwas gegessen hat. Er muß auch total erschöpft sein, wenn er ihn gerettet hat.“ Matze war sehr stolz auf Omi und holte noch ein Schmerzmittel für Angelo, denn er brauchte es bestimmt. Matze war inzwischen auch ein Arzt und gab das Schmerzmittel über den Tropf ein. Sicher hatte er auch durch seine Arbeit als Kundenarzt Erfahrung mit so etwas, aber er war eben auch ein richtiger Arzt, und für alle hier weitgehend der Hausarzt.
Und auch das war neu für die drei Wächter, doch sie waren mehr als nur froh darum und wußten inzwischen auch, daß Matze sehr gut in dem war, das er tat. Dei wußte, daß Ginzou noch hierbleiben würde und nickte kurz, ehe er sich umdrehte und leise das Behandlungszimmer verließ, um zu Omi zu laufen und ihm Bescheid zu geben.
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Omi war doch schneller mit nach unten gekommen, und Ginzou schob ihm leise den Sessel neben das Bett von Angelo. So konnte der Kleine dort sitzen und Ginzous ehemaligen Schützling nahe sein. Auch er blieb hier, denn er würde sicher auch wiedererkannt werden. „Geh ruhig zu Bennett ... hier wird ihm nichts passieren, und Matze kuckt eh gleich wieder, wie es uns geht.“ Omi sprach leise zu Gin, der kurz zögerte ... doch dann nickte er. „Okay, und bleib schön vorsichtig bei ihm.“ Omi war es schon, das konnte Gin sehen - denn Omi legte seine Hand nur ganz sacht auf die von Angelo. „Werde ich, versprochen.“ Omi berührte gern und war dabei auch wirklich immer vorsichtig ... und gerade hier wußte er, daß er aufpassen mußte. Er war aber eh zu erschöpft und lehnte sich, als Gin gegangen war ein wenig auf das Bett, und war so mit seinem Gesicht nahe bei dem von Angelo.
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Es dauerte noch eine geraume Weile, bis Angelo sein Bewußtsein langsam wiedererlangte. Die ersten Eindrücke waren Wärme, ein antiseptischer Geruch und ein weiches Bett ... und dann drang etwas anderes in seine Wahrnehmung, das sein Herz etwas schneller schlagen ließ. Die Wärme eines anderen Körpers und der Duft von Mandelblüten ... etwas, das er kurz bei seiner Rettung gerochen hatte. Angelo wußte, daß er seine Augen nicht öffnen brauchte, da er höchstwahrscheinlich so oder so nichs sehen würde, doch er drehte leicht seine Hand, um die schlanke Hand zu fühlen, die daraufgelegen hatte.
Omi erwachte aber nicht, denn er war fix und fertig und brauchte einfach den Schlaf. Aber seine Hand reagierte sacht und er umschloß die Hand des Schwarzhaarigen noch ein wenig mit seiner. Das bemerkte aber ein Anderer, denn Ginzou war nach einer kurzen Ruhe bei Bennett wieder hierhergekommen, da Angelo sich auch auf ihn geprägt hatte. Nur hatte er dichter bei der Tür gesessen und ein Buch gelesen. Der verstärkte Herzton hatte ihn aber aufblicken lassen und er lächelte, als er sah, daß Angelo sich etwas bewegte. Er klopfte sacht etwas auf das Buch - etwas, das Angelo von ihm kannte und so erschrak er sich nicht, denn Gin stand nun auf und sprach sehr leise, weil er Omi nicht doch wecken wollte. „Hallo Angelo, ich bin es, Ginzou ... du bist hier in Sicherheit.“
Als er hörte, daß noch Jemand hier war, erstarrte der Blinde sofort - doch als er das vertraute Klopfen und die Stimme Ginzous hörte, entspannte er sich und lächelte scheu in die Richtung, aus der die Schritte kamen. Dann sah er die dunkleren Umrisse des Hellblonden gegen das Licht im Raum und sein Lächeln wurde etwas tiefer, da er sich nun sicher sein konnte. "Ginzou ... das ... ich bin so froh, daß du hier bist. Aber ... wo ist hier ?" Angelo mußte kurz unterbrechen, da ein starker Hustenreiz ihn schüttelte und er wimmerte leise, da es seine Atemwege schmerzte.
Gin berührte sacht dessen Stirn und seufzte leise, denn er fühlte deutlich, daß Angelo schon Fieber bekam. Vermutlich war er schon vor dem Versuch, ihn zu ertränken, zu kalt gefangengehalten worden, und das wirkte sich nun natürlich aus. Durch das Husten wachte nun auch Omi auf, und blickte besorgt zu Gin und natürlich zu Angelo. „Ich gehe Matze holen.“ Dann wollte er auch schon aufspringen, aber Gin schüttelte den Kopf. „Du hast eh noch Wackelbeine, bleib du hier, ich hole ihn. Angelo, das ist Omi. Er hat dich gerettet und bleibt kurz hier, während ich den Arzt hole. Und keine Angst, er ist ein guter Arzt.“
Natürlich hörte der Blinde zu und nickte hin und wieder ... er vertraute Ginzou und als dieser endete, antwortete er ihm leise. "Ich vertraue dir, Ginzou ... und danke." Erst, als der Hellblonde gegangen war, wandte sich Angelo zu Omi und lächelte scheu in die Richtung, aus der er dessen Umrisse sah. Dabei erinnerte sich der Blinde deutlich an das hübsche, besorgte Gesicht, das er für zwei Herzschläge sehen konnte, und sprach nun leise zu ihm. "Ich danke dir, Omi ... ich ... ich danke dir so sehr. Ich dachte, ich müsse sterben und driftete im Wasser schon in die Schwärze, als ich deine Umrisse sah - auch wenn ich dann bewußtlos wurde. Aber irgendwie hast du mich aus dem Wasser gebracht und ich dachte, ich hätte deine Hände und Lippen gefühlt ... du hast mich wiederbelebt, nicht wahr ? Ein wunderschöner, wundervoller Engel, den ich für zwei Herzschläge sehen konnte."
Angelo war leicht verlegen - das konnte Omi gut sehen, denn die roten Wangen waren spontan gekommen und waren nicht vom Fieber. Omi selbst war auch verlegen und nickte erstmal. Aber dann sprach er, denn Angelo konnte ihn ja nicht richtig sehen. „Ich bin kein Engel, eher eine wilde Hummel. Und ja, ich hab dich gerettet und auch wiederbelebt. Rettungsschwimmen und Wiederbeleben haben wir alle gelernt, weil ich selbst auch mal fast ertrunken wäre.“ Er erinnerte sich gut daran, auch wenn er es in dem Fall seiner wilden Art zuschieben mußte. Aber die kam gerade fast wieder durch und er bremste sich, denn er würde sonst zuviel herumplappern.
"Eine ... Hummel ? Weil du so viel Energie hast ?" Als er das hörte, schmunzelte Angelo leise, ehe er unbewußt mit den normalen Fingern seiner Rechten über die ebenso schlanke Hand in seiner koste. "Ich finde es schön, daß du so lebhaft bist ... und ich mag deine Stimme, Omi. Deine Stimme, deine Lebendigkeit und dein Geruch erfüllen mich mit der Farbe, die ich nicht sehen kann ... doch deine Umrisse sind wunderschön, weißt du das ? Bitte verzeih, war ich unhöflich ?"
„Nein, warst du nicht - und du kannst dich hier wirklich bei jedem hier sicher fühlen. Und ja, ich hab meist zuviel Energie. Und wegen den Farben ... ich hab braunschwarze Haare und mittebraune Augen, die mandelförmig sind. Und meine Haare sind ganz schön lang, aber ich binde sie immer ein wenig zusammen. So kannst du dir mein Aussehen noch besser vorstellen.“ Omi plapperte fast wieder, aber war leise dabei und lächelte ganz breit. Aber dann horchte er auf, denn Matze und Ginzou kamen nun. „Gin und Matze kommen jetzt wieder. Matze wird dich untersuchen, und er ist blond und neben unserer Arbeit hier auch unser Arzt, und du kannst ihm vertrauen.“
Angelo hatte es genossen, Omi zuzuhören und nickte hin und wieder, doch jetzt blickte er auf, da er neben den vertraut schweren Schritten Ginzous noch andere, leichtere Schritte hörte. "Hallo ... ich bin Angelo ?" Der Blinde war sich nicht sicher, wie er reagieren sollte ... denn bisher hatte er immer Angst vor dem Arzt seines Herrn haben müssen, auch wenn ihn die Worte Ginzous und Omis etwas beruhigten.
„Hallo Angelo, freut mich daß du wach bist. Ich bin Matze und bin sozusagen der Hausarzt. Ich will dich nur abhorchen, Deisuke und Gin meinten, daß du dich schnell erkältest und ich muß eh nach deiner Lunge horchen. Wie fühlst du dich denn im Moment ? Und ich hoffe, das Schmerzmittel hilft gut, denn du hast doch einige Prellungen abbekommen.“ Matze blieb ruhig und sprach auch leise.
Als der Arzt ihn ansprach, wandte Angelo sich ihm zu, doch er errötete tief, als dieser seine Empfindsamkeit ansprach. "Ja, das Schmerzmittel hilft sehr ... und ja, ich erkälte mich schnell und ich fürchte, daß ich bald krank werde. Ich spüre schon Fieber und mein Hals ... es ist sehr rau und kratzig, auch in der Lunge." Man hörte es auch, da sein Atem rasselte, auch wenn er versuchte, es zu verbergen.
Das merkten sie alle, aber sie blieben natürlich ruhig und warfen Angelo nicht vor, daß er versuchte, etwas zu verbergen. „Ich kümmere mich darum, daß es dir besser geht, und du mußt es nicht verbergen. Hier passiert dir nichts, auch wenn du krank bist - das wird hier im 'Haus des Silbernen Drachen' nicht bestraft.“ Matze sprach es an und nahm das Thermometer auf. „Nicht erschrecken, ich messe deine Temperatur am Ohr.“ Dann hielt er das Thermometer in das Ohr und es brauchte nicht lange, bis es die erhöhte Temperatur anzeigte. „Und jetzt horche ich dich ab, kannst du dich aufrichten ? Ansonsten helfen wir dir, und stützen dich etwas.“ Man hörte die Sorge und vor allem die Ruhe in Matze.
Als Angelo hörte wo er war, weiteten sich seine Augen - doch nach einem kurzen Moment, in dem sein Herzschlag schneller ging, beruhigte er sich sichtbar, da er wußte, daß es hier anders war als bei seinem alten Herrn. Natürlich ließ er die Temperatur messen und nickte beschämt, als er leise antwortete. "Wenn ... wenn es gänge ? Und es ist schön,, deshalb hier keine Sorgen haben zu müssen. Mein alter Herr schimpfte immer darüber, daß Meister Shagen so nachsichtig mit seinen Hosts wäre, doch nun bin ich froh. Ich hoffe nur, ich kann eure Hilfe irgendwie wiedergutmachen ? Ich weiß, daß ich nur noch zu einem Zweck gut bin, leider." Dann verstummte Angelo jedoch, da ihn ein Hustenanfall überkam und er nur schwer wieder zu Atem kam.
„Mach dir da keine Gedanken ... erstmal mußt du gesund werden.“ Matze zögerte nicht und richtete Angelo auf, denn das würde jetzt helfen. „Omi, bring den Tee her.“ Omi sprang gleich auf und holte den leichten Tee vom Nebentisch und reichte ihn Matze, der kurz wartete, bis der Husten ein klein wenig abnahm. Erst dann führte er die Schnabeltasse an die Lippen Angelos und gab ihm ein paar Schlucke. „Ganz ruhig, es wird gleich besser. Du hast jetzt schon eine Lungenentzündung, aber das bekommen wir hin.“ Es war sehr eindeutig zu hören ... aber er würde trotzdem nochmal abhören müssen.
Der Tee half gut, seinen rauen Hals zu beruhigen und Angelo nickte nur leicht, als er sich so gut es ging aufrecht hielt. Das Stethoskop war kalt, doch nötig, das wußte er ... aber als er sich danach wieder hinlegen konnte und die Hand Omis an seiner spürte, beruhigte der Blinde sich noch mehr. "Danke. Ich ... danke."
„Schon gut, und mach dir erstmal keine Gedanken.“ Matze sorgte dafür, daß Angelo nicht ganz flach liegen würde und kippte das Bett ein Stück hoch, denn flaches Liegen war einfach nicht gut und er rieb die Brust und den Rücken von Angelo noch mit etwas ein, das zwar kalt war, aber ihm etwas helfen würde. „Ich komme gleich nochmal zurück und Gin, Ryu oder Deisuke werden immer mit hier in der Nähe bleiben ... und Omi natürlich, und jetzt holen wir etwas zu essen. Was Leichtes für dich Angelo, und was Reichhaltiges und süßen Nachtisch für dich, Omi.“ Mit den Worten stand Matze auf und winkte Ginzou zu, damit er erstmal mitkam. So konnte Angelo sich etwas beruhigen, und Omi half ihm dabei sicher auch sehr gut.
Der schlanke Blinde nickte nur und schloß seine Augen wieder, da er sehr müde war ... doch als Matze und Ginzou gegangen waren und Omi wieder bei ihm war, erwachte ein erleichtertes Lächeln auf seinen Zügen und er schlief mit diesem Lächeln auf seinen Lippen und dem sanften Duft von Mandelblüten ein.
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