Cyrus und Ryu 04
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Einige Zeit später steckte Cyrus sein Handy wieder ein, auf dem er Notizen gemacht hatte, nickte zu Hiro und verließ nach ihm wieder das Büro. "Ich mag den Raum, auch wenn man vieles umstellen und abändern muß ... zum Glück kann dein Gefährte die Möbel bauen. Es ist immer wieder schwierig, wenn man gewisse Vorstellungen hat und nach Kompromissen suchen muß - doch hier wird alles wunderbar ineinanderlaufen. Haku wird die Computer in den nächsten Tagen liefern lassen, sobald sie da sind und der Schreibtisch steht, werde ich mit der Arbeit beginnen."
„Bis dahin kommen Vater und ich schon aus, und Thorgal wird alles mit dir besprechen und sich gleich zuerst auf den Schreibtisch stürzen, damit er zuerst fertig ist.“ Hiro begleitete Cyrus zum Vorraum und lächelte, denn sie konnten schon Shagen und Noriaki sehen. Der junge Mann strahlte richtig und verneigte sich schon wieder, um zu danken. Shagen lächelte und blickte dann zu Cyrus. „Ah, da seid ihr ja ... und ihr habt euch ja schon kennengelernt. Aber du bist nun die rechte Hand von Cyrus und ich danke dir Cyrus, daß du ihn gleich mitnimmst.“
"Das mache ich gerne, Shagen - und noch einmal danke für die Führung, Hiro. Meine Adresse ist in den Unterlagen, wenn es möglich ist, wäre zehn Uhr vormittag passend ... dann kann ich auch die Wohnung kündigen. Ich wünsche noch einen schönen Abend." Natürlich blieb Cyrus höflich und lächelte für einen Moment, da er hoffte, daß die Uhrzeit passend war.
„Zehn Uhr ist gut, und die starken Hände werden pünktlich da sein. Wir sehen uns dann Morgen, und euch eine gute Fahrt dann.“ Shagen war wirklich zufrieden, und verabschiedete die beiden jetzt. Morgen würde Cyrus gleich herziehen, und Nori einen Tag später. Er bekam auch Hilfe beim Kündigen und dann beim Umziehen - auch wenn bei ihm nicht viel zum Leben war, da er sozusagen ein einer Schuhkarton-Wohnung lebte.
Auch Cyrus verabschiedete sich, wartete, bis sein Mitbewerber sich verabschiedet hatte und ging ihm dann zu seinem Wagen vor, und nickte freundlich zur Beifahrerseite. "Steig ein, ja ? Ich fahre dich wieder zurück, und keine Widerrede." Dann stieg der Blauhaarige ein, legte seine Ledermappe auf den Rücksitz und wartete, daß auch Noriaki einstieg.
„Vielen Dank nochmal, und ich werde eine gute rechte Hand werden. Im Moment hab ich aber noch das Gefühl, daß ich einfach nur träume und wenn ich aufwache, sitze ich wieder an meinem kleinen Schreibtisch, umzingelt von der Papiermauer.“ So kam es Noriaki wirklich gerade vor, und er wurde nun doch wegen seinen Worten verlegen.
Das ließ Cyrus leise schmunzeln und nachdem sie beide angeschnallt waren, ließ er sein kleines Elektroauto an und fuhr die Einfahrt hinab, winkte noch der Wache am Tor und fuhr dann die Straße zur Hauptstraße entlang. "Nun - ich kann dir versichern, daß du nicht träumst, Noriaki. Ich heiße übrigens Cyrus und es ist schön, daß wir zusammenarbeiten. Du wurdest übrigens von meinem Freund Haku Asato angeworben, und er hat auch mir das Vorstellungsgespräch verschafft ... er dachte sich schon, daß wir gut zusammenarbeiten können." Dann bog der Blauhaarige auf die Hauptstraße ab und hob eine Braue, als er noch kurz nachfragte, wohin er Noriaki bringen sollte.
„Herr Asato hatte etwas erwähnt wegen meiner Einladung zur Bewerbung, aber nicht, daß sie so gut mit Haku Asato befreundet sind.“ Das überraschte ihn wirklich und er sagte dann wo er wohnte ... etwas, das ihn auch etwas beschämte, denn es war wirklich das Tokiogebiet, in dem die meisten Einzimmerwohnungen lagen, die dazu wirklich klein waren. Aber mehr hatte er sich nicht leisten können, obwohl er viel arbeitete.
"Du kannst mich duzen, Noriaki - und auch die Anderen im Drachenhaus, außer es sind Kunden da. Und ja, ich bin mit Haku schon seit Jahren sehr gut befreundet ... wir kennen uns von den Computern her, ich programmiere auch. Und schäme dich nicht für deine Wohngegend - gerade in Tokio ist Wohnraum teuer, auch ich wohne nur in einer sehr kleinen Wohnung, etwa zwanzig Minuten von dir entfernt." Daß sie so nahe wohnten, überraschte Cyrus - doch es hatte auch den Vorteil, daß es auf dem Weg lag und er ihn gut absetzen konnte.
„Ich bin auch ganz froh, daß es auf dem Weg liegt. Ich hätte sonst darum gebeten, daß du mich an einem der Bahnhöfe rausläßt, damit du keinen Umweg gemacht hättest.“ Nori war wirklich erleichtert und hätte auch Benzin bezahlt, wenn der Wagen nicht mit Elektro gefahren wäre. „Ich glaube, ich erinnere mich an deinen Freund, Herr Haku Asato. In der Firma hatten wir immer wieder Probleme, und er kam dann höchstpersönlich. Uhm, hat er mich in der Zeit für die Einladung begutachtet ? Ich würde ihm gern dann auch danken, wenn es sich ergibt.“
"Das kannst du schon Morgen tun - ich werde Morgen mit ihm chatten und ihn über alles informieren. Und um ehrlich zu sein, du bist ihm aufgefallen und da er wußte, daß Shagen Jemanden sucht, hat er dich empfohlen. Ich denke auch deshalb, weil er mich gut kennt - und ich mag dich, das ist selten." Gerade die schüchterne, doch nette Art Noriakis gefiel Cyrus und er hoffte, daß dieser auch mit ihm zurechtkam. "Ich bin zwar manchmal schwierig und abweisend - doch in dem Fall nicht zu dir, okay ?"
Noriaki war es im Wartebereich aufgefallen - denn alle Anderen waren eher anders angesehen worden, und das machte ihm fast verlegen. Aber ihm war noch etwas aufgefallen, das er sich aber jetzt erst traute zu fragen. „Uhm, hattest du auch im Wartezimmer Kontakt zu ihm von deinem Laptop aus ? Irgendwie schienen alle vorher zu wissen, bevor es passiert. Also wenn ich das fragen darf ?“ Er war nicht auf den Kopf gefallen, aber er traute sich meist nicht, etwas Persönliches nachzufragen.
"Hm ? Ja, ich habe nebenher mit Haku in unserem privaten Messenger gechattet. Ich war vor allem da, um die Betrüger mit meinen Überwachungsprogrammen auf frischer Tat zu entlarven - und ich wurde sofort fündig. Sie haben mit ihren Brillen und Handys Aufnahmen gesendet, die ich auffing und nachverfolgte, und einer von den Anderen wurde sogar erpreßt. Und der eine war ein Killer - es kam Haku seltsam vor, daß von ihm nur so wenig zu erfahren war und mir auch ... so wie seine Bewegungen. Also haben wir dafür gesorgt, daß Shagen sich die Überwachungsaufnahmen ansah und er schickte sofort seinen Leibwächter und Gefährten, und der hat die Angelegenheit erledigt. Bei Jemandem mit Shagens Beziehungen und seinem Einfluß muß man mit faulen Eiern rechnen - aber daß es gleich so viele sind, ahnte keiner." Es ärgerte Cyrus ein wenig, daß sie recht behalten hatten ... doch andererseits war er auch froh darüber, da deshalb Nori und er eine gute Arbeit bekamen.
„Verstehe und ich denke, den Hauptjob den du bekommen hast, den hätte ich nicht schaffen können. Ich war eh über die Einladung überrascht und sehe es gerade wie einen großen Traum, der in Erfüllung geht, daß ich nun so eine Arbeit bekommen habe. Ich werde auf jeden Fall mein Bestes geben und eine rechte Hand sein, der du und Herr Shagen immer vertrauen können.“ Nori war wirklich froh. „Ich muß nur lernen mit so hohen Personen umzugehen, aber auch da werde ich keinen enttäuschen.“
Das brachte Cyrus dazu, leise zu schmunzeln, während er fuhr und auf eine andere Hauptstraße abbog. "So wie ich nicht für den Empfang geeignet wäre, da ich nicht höflich genug dafür bin. Du bist hingegen perfekt dafür - höflich, freundlich und fleißig. Ich bin besser im Büro am Computer aufgehoben und bei den Unterlagen ... und wenn ich einmal zu einem der Kunden muß, die auf meine kalte Art stehen, dann ist alles bei dir in guten Händen, Noriaki."
„Ich lerne auch schnell, wenn ich noch etwas nicht ganz kennen sollte. Und ich werde mich auch um die Unterlagen kümmern, wenn es nötig ist.“ Gerade mit Unterlagen hatte Nori sehr viel Erfahrung, aber er wußte, daß er hier dann auch mit einbezogen werden mußte.
"Und dafür werde ich dich auch brauchen. Ich muß alle Unterlagen in meine Buchhaltungssoftware eintragen und entsprechend neu einsortieren und ablegen ... das wird eine ziemlich langwierige Arbeit werden, doch es lohnt sich langfristig. Vor allem, weil du das auch am Empfang machen kannst, ich werde die Computer vernetzen." Gerade das war die Spezialität von Cyrus, der entsprechende Software entwickelt hatte und mit denen Hakus kombinierte, so daß alles lückenlos abgesichert und gut zu bearbeiten war.
„Für Papierkram ordnen bin ich gut ausgebildet und ich denke, hier mache ich es dann doch viel lieber.“ Noriaki lächelte nun das erste Mal wirklich strahlend und er zeigte, daß er keine graue Maus blieb. „Und ich komme erst Übermorgen, denn ich muß Morgen noch zur Arbeit, damit ich kündigen und meine Schreibtischsachen einpacken kann.“ Er hatte da nicht viel, aber er wollte es natürlich mitnehmen.
Cyrus nickte nur und schmunzelte kurz, dann bog er wieder ab und antwortete ihm. "Laß dich dort auch nicht unterkriegen - am Besten packst du zuerst unauffälllig deine Sachen, dann gibst du deine Kündigung ab und gehst zurück zu deinem Platz, um deine Sachen zu nehmen und dann zu gehen. Wenn du möchtest, kann ich auch mit dir mitgehen ? Es wäre leichter, aber es ist nur ein Vorschlag."
„Danke, aber ich werde es wohl alleine durchziehen. Ich wollte schon lange weg, und ich hatte mich woanders beworben ... aber da ich nicht angenommen oder zu Gesprächen geladen wurde, hatte ich es aufgegeben und war dort geblieben.“ Es war ein sicherer Job gewesen, doch dort ergraute er langsam. Aber ohne Job kein Geld, keine Wohnung, kein Essen, also kein Leben.
"Das verstehe ich ... aber nun mußt du dir nichts mehr gefallen lassen, ich werde dich auf keinen Fall so behandeln wie diese Ärsche. Mir reichte schon der Typ, der vor uns reinging." Alleine schon der Gedanke an diesen Mann sorgte dafür, daß Cyrus wieder kälter wurde - doch dann fing er sich und nickte, als sie in die Straße einbogen, in der das Hochhaus Noriakis lag. "Ich parke dann vor deinem Wohnhaus, ja ? Und ich freue mich schon darauf, dich wiederzusehen."
Nori neigte da kurz den Kopf, denn er war auch hier dankbar und konnte es sich noch nicht abgewöhnen. „Ich danke dir, und wir sehen uns dann Übermorgen. Ich hoffe, dein Umzug wird gut verlaufen.“
"Darüber mache ich mir keine Sorgen. Ich habe sehr schnell gepackt, und Shagen schickt starke Hände und einen Van. Die Möbel lasse ich bis auf den Schreibtisch alle zurück, ich brauche sie nicht. Das Zimmer im Drachenhaus ist sehr großzügig eingerichtet und auch du solltest nur das mitnehmen, das du unbedingt an Möbeln brauchst ... du kannst dort eine eigene Einrichtung bekommen." Das war einer der großen Vorteile dort - und Cyrus fand es sehr gut und praktisch.
„Ich habe gar keine eigenen Möbel, die Wohnung war schon voreingerichtet. Und für mich kommt dann auch ein Van, und bringt meine Sachen mit zum Drachenhaus. Ich verabschiede mich dann.“ Cyrus hatte nun angehalten und es war Zeit für Noriaki, auszusteigen. „Und nochmals vielen Dank, daß du mich mitgenommen hast.“
"Gerne. Und ich wünsche dir noch einen schönen Abend, ja ?" Während er sich verabschiedete, schüttelte der Blauhaarige ihm noch die Hand, ehe er noch kurz nickte, als Noriaki ausstieg. Dann fuhr er wieder in den Verkehr und in die Richtung, in die er wohnte, dachte über den heutigen Tag nach und schmunzelte, da es besser verlaufen war, als er es sich gedacht hatte.
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Am nächsten Tag fuhr der Van mit dem Helfer pünktlich vor das Wohnhaus, in dem Cyrus wohnte, und Ryu blickte nochmal auf die Uhr. Er hatte es gerade so geschafft, denn der Verkehr war für diese Uhrzeit doch ungewöhnlich stark gewesen. Er hatte nur noch ünf Minuten, um nach oben zu gehen ... und nahm noch seinen Rucksack mit in dem etwas Werkzeug war, falls es doch benötigt wurde, um etwas auseinanderzunehmen. Ihm war zwar gesagt worden, daß es wohl nur der Schreibtisch sein würde - aber es war reine Vorsicht, denn fehlte etwas würde es Zeit kosten, und das konnte Cyrus wohl nicht leiden. Shagen hatte ihm das gesagt, und daher schloß Ryu nun den Van, und machte sich auf dem Weg nach oben in das Stockwerk von Cyrus.
Jener blickte auf, als es klopfte und nickte, denn er hatte extra die Haustüre unten offengelassen. Dann ging er zu seiner Wohnungstüre und öffnete sie, ehe er überrascht eine Braue hob. "Ah, du ... ich habe dich Gestern kurz gesehen. Du warst einer der Wächter, die diese Betrüger rausbrachten, nicht wahr ? Komm rein."
„Hallo und ja, ich war einer von ihnen. Ich bin Ryu, freut mich, dich kennenzulernen.“ Ryu verneigte sich höflich, und reichte dem Kanadier auch die Hand, denn da war es eher üblich. Nebenher hatte er schon gesehen, daß so ziemlich alle Kisten gepackt waren, und ein Geruch von Cappuccino lag noch in der Luft.
Natürlich schüttelte der Blauharige die kräftige Hand des Größeren und trat dann zur Seite, damit dieser eintreten konnte. "Wie du siehst, habe ich schon so gut wie alles zusammengepackt - nur für den Schreibtisch brauche ich deine Hilfe. Möchtest du etwas trinken ? Auch die Kaffeemaschine ist noch draußen, ich habe mir selbst gerade einen Cappuccino gemacht." Während Ryu an ihm vorbeiging, musterte ihn Cyrus kurz und lächelte, denn dieser Mann war ein sehr schöner Anblick in dem engen T-Shirt und den Jeans.
„Ich habe Werkzeug mit, falls der Schreibtisch auseinandergenommen werden muß. Und wenn es nichts ausmacht - der Cappuccino riecht wirklich gut, und ich würde gern einen trinken.“ Auch Ryu war höflich und stellte seinen Rucksack vorsichtig auf einen der fertig gepackten Kartons ab. Er fand den Blauhaarigen auch sehr interessant, und er paßte verdammt gut ins Drachenhaus.
"Gerne. Machs dir gemütlich - die anderen Möbel bleiben alle hier, und das Sofa ist sehr bequem." Dann ging Cyrus in die zum Wohnzimmer offene Küche und nahm eine der Tassen aus einem noch offenen Karton, ließ dann einen Cappuccino ein und brachte ihn und Zucker ins Wohnzimmer, um alles auf den Tisch zu stellen. Dann setzte sich der Blauhaarige ebenfalls aufs Sofa und lächelte, als er sich etwas seitlich zu dem Größeren drehte und ihn betrachtete. "Ich habe leider keinen Süßstoff oder Stevia ... ich hoffe, Zucker ist in Ordnung ?"
„Danke, Zucker ist total okay. Stevia oder Süßstoff in einem Cappuccino ist ja fast grausam.“ Ryu wußte guten Kaffee oder Capuccino zu schätzen. „Bei uns gibt es ein paar Italiener und somit auch sehr guten Kaffee, usw.“ Er nahm seinen Cappuccino und einen kleinen Löffel mit Zucker, um ihn so zu genießen. Doch dann klopfte es an der Haustür, und Ryo hob eine Braue.
Cyrus hingegen verengte seine Augen, als er sich zur Türe drehte. "Was zum ... ich bin gleich wieder da, genieße derweil den Cappuccino." Dann stand er auf und wurde übergangslos kalt, ging zur Türe und öffnete sie. Vor ihm stand sein ehemaliger Vermieter und schluckte, ehe er sich straffte und dem Blauhaarigen sagte, daß dessen Kündigung von ihm nicht angenommen werden würde. Als er das hörte, schnaubte Cyrus nur und verengte geringschätzig seine Augen, ehe er ihn ansprach. "Sie selbst haben damals in meinem Vertrag festgehalten, daß ich jederzeit ohne Grund ausziehen kann - dafür haben sie die Hälfte mehr Miete von mir kassiert ! Und wenn ich nicht innerhalb dieser Woche die gesamte Kaution ohne Abzug zurücküberwiesen bekomme, schalte ich meinen Anwalt ein - und glauben sie mir, er ist noch rücksichtsloser als ich, er kommt aus New York." Dann schloß Cyrus die Türe im Gesicht des fahlweiß gewordenen Mannes und schnaubte, ehe er wieder merklich wärmer wurde und sich mit einem kurzen Lächeln zu Ryu setzte. "Bitte verzeih - die Schabe von einem Vermieter dachte, er könnte meine Kündigung ablehnen und damit durchkommen."
Jetzt hatte Ryu gesehen, wovor er schon gewarnt worden war, lächelte und hob seinen Arm etwas hoch, denn man sah an seinen hochstehenden Armhärchen daß er die Kälte gefühlt hatte, auch wenn er nicht davon betroffen wurde. „Also du weißt dich auf jeden Fall gleich zu wehren, um so etwas gleich aufzuklären.“ Jetzt lächelte er aber auch gleich breit und nahm den Arm wieder herunter, damit er endlich noch einen Schluck Cappuccino trinken konnte.
Als ihm Ryu seinen Unterarm zeigte, hob Cyrus eine Braue und schmunzelte, ehe er kurz nickte. "Ich lasse mir nichts gefallen, das ist wahr .. und helfe dabei gerne mit meiner kühlen Art nach. Achja, ich bin Cyrus ... ich wollte mich eigentlich schon vorher vorstellen, aber dann kam diese Schabe dazwischen. Bist du eigentlich nur Wächter ? Oder auch Host ? Deine Augen sind mehr als nur interessant, vor allem in einer so ansehnlichen Verpackung." Gerade, daß Ryu nicht eingeschüchtert oder abweisend reagierte, nachdem er die kalte Seite des Blauhaarigen sah, machte ihn mehr als nur interessant ... und daß Ryu dazu noch auf eine sehr maskuline Art mehr als nur gut aussah, unterstützte es noch und deshalb erlaubte es sich Cyrus, ein klein wenig mit ihm zu flirten.
„Ja, ich bin nur Wächter und passe auf alle auf. Host ist nicht so ganz mein Ding, und ich muß auch nicht.“ Ryu lächelte wieder entspannt und merkte natürlich, daß er angeflirtet wurde. „Auch die meisten Wächter sind interessanter, ich denke das ist einfach die Sammelleidenschaft von Shagen.“
Das ließ Cyrus leise schmunzeln und er nickte, ehe er für einen Moment genießend die Augen verengte. Dann ließ er es jedoch und nahm einen Schluck seines eigenen Cappuccinos, der noch an dem Tisch stand, und überlegte einen Moment. "Ja, er hat ein Faible für ungewöhnliche Menschen - Haku erzählte mir davon und zeigte mir auch Bilder. Wenn es meine Arbeit zuläßt und mich der Kunde nicht abstößt, werde ich hin und wieder auch für Kunden da sein und das übernehmen, mit dem Matze scheinbar etwas Schwierigkeiten hat. Die Fantasien der Männer, die von einem Lehrer, Professor, oder ihrem Vorgesetzten erniedrigt und benutzt werden wollen. Oder wahlweise die Option mit Sex, aber zum Glück hat mir Shagen die Wahl gelassen, ob ich will oder nicht. Denn eigentlich mag ich Sex in dieser Weise überhaupt nicht, egal wie - und ich habe ihm auch gesagt, daß ich dabei angezogen bleibe, daß ich nicht küsse und auch nicht unbedingt berühre. Und auf gar keinen Fall einem Kunden einen blase. Widerlich."
Ryu konnte gut sehen, wenn Cyrus etwas nicht leiden konnte ... denn er konnte es nicht verbergen, sondern wurde einfach immer kälter. „Was das angeht, ist Shagen umgänglich und zwingt keinen Host etwas zu tun, was dieser nicht möchte. Und deine Aufgabe, wenn du mal als Host eingesetzt wirst: Bei dir dürfte eher der Kunde dir einen blasen, da du der Boss bist. Ich kenne das von dem Mann, für den ich früher gearbeitet habe ... und selbst als Wächter war hin und wieder blasen bei ihm dran, aber gezwungen, um uns zu demütigen. Ich bin froh, daß Shagen uns dann anbot, für ihn zu arbeiten ... denn der Sohn des alten Sacks wollte uns nicht, weil wir so ungewöhnlich waren.“ Er sprach es aus und man sah, wie gern er bei Shagen arbeitete.
"Dein alter Boss war ein Arschloch - und ja, das ist eine sehr geläufige Art der Unterwerfung von Angestellten, und eine Kundenfantasie. Es gibt aber genug Männer, die dauernd in der Arbeit untergebuttert werden und sich vorstellen, daß es mal anders läuft - auch das ist sehr geläufig. Nun, ich werde es sehen ... und auch sehen, wie ich die Kunden dann finde. Zumindest kann ich mir bei Shagen wegen Mindeststandards sicher sein und ihr Wächter seit ja auch noch da, falls es wirklich Ärger gibt." Darüber war Cyrus wirklich froh, und er lächelte, als er weiterfragte. "Du sagtest uns - sind mit dir noch andere Wächter damals mitgekommen ?"
„Ja, noch zwei ... und durch irgendein Glück konnten wir auch einen der Besitze des alten Meisters retten. Die Libelle war von ihm umgewandelt worden, und auch er blühte hier auf und kann nun auch wieder deutlicher sehen.“ Man sah, wie froh er war, denn seine verschiedenfarbigen Augen schimmerten leicht. „Meine Freunde haben auch schon ihre Liebe gefunden, genau wie unsere zerbrechliche Libelle. Wir fanden einfach ein wundervolles Zuhause.“
"Das ist schön - ich hörte von Haku, daß alle Hosts Gefährten haben. Ich denke, spätestens wenn ich das Büro übernehme, werde ich noch alles erfahren ... aber danke daß du mir schon vorab ein paar Informationen gegeben hast." Zum Beispiel auch, daß Ryu sich ausgenommen hatte, als er von den Pärchen sprach - und Cyrus hoffte, daß er so nicht in eine bestehende oder aufkeimende Beziehung pfuschte, da er zuvor ein wenig geflirtet hatte. "Weißt du eigentlich, wie ungewöhnlich es ist, daß ein Mann ein blaues und ein lilafarbenes Auge hat ? Es gibt so oder so nicht viele Männer, die lila Augen haben, und bei dir ist es noch gemischt. Ein wunderschöner Gegensatz, ich mag die Farben ... wie du sicherlich auch schon festgestellt hast." Bei dem Letzteren schmunzelte Cyrus kurz, denn er liebte Blau- und Lilatöne und das sah man auch an allen Dingen, die ihm gehörten, und auch an ihm selbst.
Ryu lächelte nun wieder breit und nickte. „Ich weiß, sie sind wirklich ungewöhnlich und ich muß sie wohl von meinem Vater haben, den ich nicht kenne, weil ich wie meine Freunde eine Waise bin. Daß du die Farben gern hast, das sieht man wirklich - gerade an deinen Haaren und deiner Kleidung. Wenn ich mich an Gestern erinnere, auch dein Laptop.“ Er hatte Gestern schon aufgepaßt und sich einiges merken können. „Es steht dir übrigens auch ganz wunderbar.“ So war es und er trank nun seinen Cappuccino aus.
Natürlich hatte Cyrus damit gerechnet, daß Ryu als Wächter solche Kleinigkeiten wie die Farben seiner Kleidung oder seines Laptops auffielen, gerade weil sie auffällig waren - doch das sichtbar ehrlich gemeinte Kompliment überraschte ihn, und so lächelte er kurz und schob seine rahmenlose Brille ein wenig höher. "Danke, Ryu. Möchtest du noch etwas ? Oder fangen wir an ? Ich muß nur noch die Kaffeemaschine und das Geschirr einpacken, ich brauche dafür nicht mehr als fünf Minuten."
„Ich denke, wir legen los und ich kümmere mich um deinen Schreibtisch, während du einpackst, okay ? Ich denke mal, er kann wirklich auseinandergenommen werden, und du kannst derweil den Rest einpacken.“ Ryu war da schon praktisch veranlagt und er hatte Erfahrung bekommen, weil er bei Thorgal auch immer mal in der Werkstatt mitghalf.
"Der Schreibtisch ist sehr einfach gestaltet, doch sehr praktisch - komm, ich zeige es dir." Mit den Worten stand Cyrus auf und ging in das Arbeitszimmer, in dem alles gut verpackt in Umzugskartons stand, und zeigte auf den inzwischen leeren Schreibisch, der ums Eck ging und exakt auf die Bedürfnisse des Blauhaarigen gezimmert worden war. "Ich habe darauf geachtet, daß er so gefertigt wurde, daß man ihn jederzeit auseinanderbauen kann - ich bin nur nicht sehr versiert darin, ich baue lieber Computer zusammen. Dafür brauche ich immer Jemanden wie dich, bitte verzeih."
Ryu verstand das schon ganz gut, und antwortete wieder lächelnd. „Dafür bin ich ja hergekommen und ich hab schon davon gehört daß viele, die am Computer Genies sind, handwerklich nicht ganz so fit sind ... und in meinem Fall ist es andersherum. Ich komme zwar mit einem Handy gut klar und grob mit einem Computer, aber wenn es um Updates usw. geht, dann bin ich verloren.“ Es war eben so. „Und wenn jeder alles könnte, dann wäre die Welt doch langweilig.“ Während er sprach, hockte er sich vor den Schreibtisch und blickte darunter. Wie erwartet war er verschraubt, aber so, daß man ihn gut auseinander- und wieder zusammenbauen konnte. „Die Platte ist auf den unteren Bereichen angeschraubt. Ich schraube sie ab, und dann kann ich die unteren Teile und die Platte einpacken, und einzeln runtertragen. Ich habe auch eine Sackkarre - ich hole sie hoch, und kann nach dem Schreibtisch auch bis zu drei Kisten gleichzeitig runterbringen.“
"Das ist gut - und danke dir noch einmal. Und mache dir um die Computer im Drachenhaus keine Sorgen mehr - ab jetzt bin ich da und kümmere mich darum, so wie ihr euch ja um meine Möbel kümmert. Nochmals danke." Dann ließ Cyrus ihn alleine und nahm das Geschirr und den Zucker vom Tisch, brachte es in die Küche und spülte noch die Tassen und den Milchbehälter der Kaffeemaschine ab, ehe er alles zusammenpackte und die Kartons zuklebte.
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